Anfang des Monats, genauer gesagt vom 29. November bis 3. Dezember 2021, öffnete die AWS re:Invent in Las Vegas ihre Pforten.
Nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr rein virtuell abgehalten wurde, kamen in diesem Jahr wieder Menschen persönlich zusammen – passend zu zwei Jubiläen. Zum einen feiert Amazon Web Services (AWS) das 15. Jahr seit Unternehmensgründung, zum anderen ist es das zehnte Jahr der re:Invent Veranstaltungsreihe.
Ich war natürlich neugierig, was Amazon Web Services (AWS) in diesem Jahr auf dessen Flagship-Event präsentieren würde. Mit Spannung habe ich deshalb die Keynotes des neuen AWS CEOs Adam Selipsky, von Swami Sivasubramanian, Vice President, Amazon Machine Learning und von Dr. Werner Vogels, CTO, Amazon.com erwartet.
Dass, was ich bereits zu Beginn meines Artikels zusammenfassend sagen kann ist: AWS hat auf der re:Invent 2021 einmal mehr unterstrichen, dass Innovation und Produktivität zwei wesentliche Treiber des Unternehmens sind.
Neben neuen Produkten und Services, wie z. B. AWS Lake Formation, erweiterte Funktionen für Amazon SageMaker und dem AWS Well-Architected Framework, hat der US-Cloud-Gigant auch relevante Anwendungsbeispiele bzw. Business Cases vorgestellt, darunter von Kunden wie z. B. Nasdaq, M3 und Goldman Sachs.
Alle Aspekte in diesem Beitrag im Detail zu beleuchten, würde sicher den Rahmen sprengen. Ich fokussiere mich deshalb auf fünf Themen, die vorrangig meine Aufmerksamkeit geweckt haben. Lassen Sie uns diese gerne im Folgenden gemeinsam erkunden.
In seiner Eröffnungsrede stellte der neue AWS CEO Adam Selipsky u. a. zwei spannende Produkte bzw. Services vor:
AWS IoT TwinMaker
Mit dem neuen Dienst können Entwickler schneller und einfacher digitale Zwillinge von realen Systemen, wie etwa von Gebäuden, Fabriken, Industrieanlagen und Produktionslinien, erstellen. Diese virtuellen Repräsentationen werden kontinuierlich mit realen Daten aktualisiert. Dadurch können sie die Struktur, den Status, und das Verhalten der Objekte, die sie repräsentieren, simulieren.
AWS IoT TwinMaker macht es für Entwickler einfach, Daten von verschiedensten Quellen, wie zum Beispiel von Geräte-Sensoren, Videokameras oder Geschäftsanwendungen in einem System zusammenzuführen und anschließend als so genannter “Knowledge Graph”, der die reale Welt nachbildet, darzustellen. Dadurch können Unternehmen nicht nur digitale Applikationen ihrer realen Systeme effizienter entwickeln, sondern auch das Risiko von Ausfallzeiten deutlich verringern.
Das dahinter stehende Preismodell ist meines Erachtens attraktiv: für die Nutzung von AWS IoT TwinMaker fallen keine Einrichtungskosten oder sonstige Verpflichtungen an. Kunden zahlen lediglich für die Nutzung der dabei verwendeten AWS-Dienste.
AWS Private 5G
Mit AWS Private 5G stellt Amazon Web Services (AWS) einen neuen Management-Service vor. Mit diesem können Unternehmen private 5G-Mobilfunknetze in ihren Anlagen innerhalb von Tagen statt Monaten einrichten und skalieren.
Per Konsole und wenigen Klicks geben Nutzer an, wo sie ein mobiles Netzwerk aufbauen möchten und welche Netzwerkkapazität für ihre Geräte benötigt wird. Anschließend liefert und verwaltet AWS die Small-Cell-Funkeinheiten, Server, 5G-Kern- und RAN-Software (Radio Access Network) sowie Subscriber Identity Modules (SIM-Karten), die für die Einrichtung eines privaten 5G-Netzwerks und den Anschluss von Geräten erforderlich sind.
AWS Private 5G automatisiert die Einrichtung und Bereitstellung des Netzwerks. Bei Bedarf wird die Kapazität skaliert, um zusätzliche Geräte und erhöhten Netzwerkverkehr zu unterstützen.
Auch bei AWS Private 5G ist das Preismodell nutzungsorientiert gestaltet, d. h. es fallen keine Vorabgebühren oder Kosten pro Gerät an. Nutzer zahlen nur für die angeforderte Netzwerkkapazität und den Durchsatz.
Swami Sivasubramanian, Vice President, Amazon Machine Learning stellte in seiner Keynote u. a. neue Funktionen für SageMaker vor. Und natürlich fokussierte er dabei ebenfalls auf sein Kernthema “Maschinelles Lernen”.
Zugang zum maschinellen Lernen vereinfachen
In diesem Kontext halte ich die strategische Stoßrichtung, den Zugang zum maschinellen Lernen zu vereinfachen, für erwähnenswert. Jeder, der sich für Weiterbildungen und das Experimentieren im Umgang mit Machine Learning (ML)-Technologien interessiert, soll dazu die Möglichkeit haben. Amazon Web Services (AWS) unterstreicht diesen Anspruch auch mit zwei konkreten Initiativen:
AWS AI & ML Scholarship
Das mit zehn Millionen US-Dollar ausgestattete AWS AI & ML Scholarship ist ein neues Bildungs- und Stipendienprogramm, das Studierende aus unterrepräsentierten und unterversorgten Bevölkerungsgruppen auf der ganzen Welt auf Karrieren im Bereich ML vorbereitet.
Das Programm nutzt AWS DeepRacer und die neue AWS DeepRacer Student League, um den Studierenden grundlegende ML-Konzepte beizubringen. Sie können so praktische Erfahrungen beim Trainieren von ML-Modellen für autonome Rennautos sammeln und sich gleichzeitig mit den Grundlagen des maschinellen Lernens befassen.
SageMaker Studio Lab
AWS verbessert den Zugang zu ML-Technologien zudem durch Amazon SageMaker Studio Lab. Diese Initiative bietet allen Interessierten Zugang zu einer kostenlosen Version von Amazon SageMaker. Studenten können dies als Lernumgebung oder Data Scientist als Prototyping-Umgebung verwenden. So kann jeder schnell und einfach mit dem Erstellen und Trainieren von Machine-Learning-Modellen beginnen. Und das ohne finanzielle Mittel oder langfristige Verpflichtungen.
Die Keynote von Dr. Werner Vogels, CTO, Amazon.com war wie immer etwas Besonderes. Nicht nur vom Inhalt her, sondern auch seine Art und Weise, diese Inhalte zu präsentieren. Wer ihn schon einmal live erlebt hat, weiß wovon ich spreche.
Aus inhaltlicher Sicht lag mein Augenmerk vor allem auf dem Aspekt der Cloud im globalen Anwendungskontext.
AWS Cloud WAN
Mit dem Wide Area Network (WAN)-Service können Unternehmen schneller und einfacher ein einheitliches globales Netzwerk aufbauen, verwalten und überwachen. Ein Vorteil ist, dass Cloud- und On-Premises-Umgebungen nahtlos miteinander verbunden werden können.
AWS Cloud WAN verfügt über ein zentrales Dashboard, mit dem Unternehmen ihre lokalen Niederlassungen, Rechenzentren und Amazon Virtual Private Clouds (Amazon VPCs) mit nur wenigen Klicks über das weltweite AWS-Netzwerk verbinden können. Dadurch entsteht für Unternehmen ein lückenloses und hoch verfügbares globales Netzwerk.
AWS Cloud WAN ist als Preview-Version ab sofort in den Regionen US East (N. Virginia), US West (N. California), Africa (Cape Town), Asia Pacific (Mumbai), Asia Pacific (Singapore), Asia Pacific (Sydney), Asia Pacific (Tokyo), Europe (Ireland), Europe (Paris) und South America (São Paulo) verfügbar.
Zu den Kunden und Partnern, die AWS Cloud WAN bereits nutzen, zählen Cisco, Deloitte, Swisscom, Verizon, VMware und Flutter.
Was auf einer Veranstaltung vom Format der AWS re:Invent heutzutage definitiv ein MUSS ist, sind meines Erachtens die Strategien und Maßnahmen mit Blick auf ein konkretes Engagement im Bereich Nachhaltigkeit.
Mich hat deshalb eine Ankündigung abseits der Veranstaltung besonders gefreut und deshalb möchte ich an dieser Stelle auch abschließend erwähnen:
Amazon investiert weltweit in 274 Projekte im Bereich erneuerbare Energien
Amazon hat im Dezember 18 neue Wind- und Solarenergieprojekte in Deutschland, Finnland, Großbritannien, Italien, Spanien und den USA angekündigt. Diese werden zusammen mit anderen Projekten bis Ende 2021 eine Gesamtkapazität von 5,6 Gigawatt (GW) erreichen.
Amazon verfügt nun über 274 Projekte für erneuerbare Energien weltweit und ist auf dem Weg, bis zum Jahr 2025 alle Betriebsabläufe zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu versorgen.
Welchen Beitrag die Cloud im Allgemeinen und AWS im Besonderen dazu leisten kann, hat vor Kurzem eine Studie des globalen Forschungsunternehmens 451 Research ergeben: Unternehmen in Europa können ihren Energieverbrauch um fast 80 Prozent senken, indem sie Anwendungen in der AWS Cloud ausführen, anstatt eigene Rechenzentren zu betreiben.
Der Bericht zeigt außerdem, dass die Migration von Rechenlasten zur AWS Cloud innerhalb von Europa die Treibhausgas-Emissionen verringern würde – und das in einer Größenordnung, die dem Ausstoß von Millionen Haushalten entspricht.
Fazit
Mit der re:Invent 2021 hat Amazon Web Services (AWS) einen signifikanten Abschluss eines erfolgreichen Jahres gesetzt. Die vorgestellten neuen Produkte und Services sind vielversprechend, vor allem mit Blick auf die dadurch entstehende Wertschöpfung für Unternehmen im globalen Kontext.
Mit den zwei Initiativen rund um Maschinelles Lernen entwickelt AWS ein ganzheitliches Ökosystem weiter und macht dadurch einmal mehr deutlich, welche Schlüsselrolle bzw. welches Potenzial in der ML-Zukunft liegt.
Ich persönlich bin gespannt wie CEO Adam Selipsky das Unternehmen im nächsten Jahr ausrichtet und die Erfolgsgeschichte des Cloud-Giganten weiter schreibt. Alles in allem wird es sicher ein spannendes 2022.
Für weitere Informationen zur AWS re:Invent 2021, einschließlich Grafiken, Videos und Keynote-Aufzeichnungen, klicken Sie bitte hier.