Der Artikel wurde ursprünglich auf CEO Insight veröffentlicht.
Mitte Mai enthüllte OpenAI sein neuestes Highlight: GPT-4o.
Zweifellos hat dieses Release einiges zu bieten, zum Beispiel:
- Verbesserte Sprachinteraktion – Nutzer:innen können direkte Fragen stellen und Antworten auch unterbrechen,
- Differenzierte Stimmstile – Stimmen können in verschiedenen emotionalen Stilen, darunter auch Gesang, generiert werden,
- Optimierte visuelle Funktionalität – Fragen zu Fotos, darunter auch die Identifizierung von Bekleidungsmarken, können sofort beantwortet werden,
um nur drei von vielen Aspekten zu nennen, die unsere Geschäftswelt nachhaltig beeinflussen werden.
Die neuen Möglichkeiten werden sicherlich viele Technologie- und KI-Fans begeistern. Aus Sicht einer Führungskraft sind diese Neuerungen meiner Erfahrung nach eher nüchtern.
Drei zentrale Fragen, die Entscheider:innen beschäftigen
- Welche ChatGPT-Funktionen sind für unser Geschäft tatsächlich relevant?
- Welche Anwendungsfälle, speziell über das Marketing hinaus, lassen sich daraus ableiten?
- Welche Wertschöpfungspotenziale können wir in diesen Bereichen erschließen?
Diese Fragen lassen sich nicht pauschal beantworten. Organisationen stehen an unterschiedlichen Punkten ihrer digitalen Transformation bzw. ihrer KI-Reise.
Die Praxis zeigt jedoch, dass nicht wenige Organisationen, insbesondere in traditionellen Branchen, noch am Anfang stehen, wenn es um künstliche Intelligenz im Allgemeinen geht.
Hier sind einige Zahlen aus dem CompTIA IT Industry Outlook 2024 Report:
- 22 % der Unternehmen streben aggressiv die Integration von KI in eine Vielzahl von Technologieprodukten und Geschäftsabläufen an
- 33 % der Unternehmen setzen KI nur in begrenztem Umfang um
- 45 % der Unternehmen befinden sich noch in der Erkundungsphase
Diese Situation unterstreicht, dass es auf Vorstands- und Managementebene um viel pragmatischere Fragen geht als um die neuesten Technologieveröffentlichungen, die in immer kürzeren Abständen auf den Markt gebracht werden.
Drei praktische ChatGPT-Anwendungsfälle für traditionelle B2B-Organisationen
In meinen derzeitigen Gesprächen stelle ich fest, dass viele Entscheider:innen ChatGPT vor allem mit Marketing assoziieren. Warum das so ist, kann ich (noch) nicht beantworten.
Auch direkte Nachfragen führen zu keinen eindeutigen Ergebnissen. Ich vermute, dass sich aufgrund der Medienberichterstattung und des Ein- und Ausgabeverhaltens bei der Verwendung von ChatGPT sogenannte Stereotypen gebildet haben.
Unabhängig vom eigentlichen Grund möchte ich in diesem Zusammenhang drei praktische ChatGPT-Anwendungsfälle auflisten, die über das Marketing hinausgehen.
1. Kundensupport und Serviceautomatisierung
ChatGPT kann in das Kundensupportsystem einer B2B-Organisation integriert werden, um häufig gestellte Fragen zu beantworten, allgemeine Probleme zu beheben und sofort auf Kundenanfragen zu reagieren. Dadurch kann die Arbeitsbelastung der Supportmitarbeiter:innen erheblich reduziert werden, sodass sich die Teams auf komplexe und wertvolle Aufgaben konzentrieren können.
Konkretes Beispiel: Fertigung
Ein Fertigungsunternehmen könnte ChatGPT verwenden, um Kunden, die Hilfe bei Produktspezifikationen, Bestellstatus oder technischer Dokumentation benötigen, Echtzeit-Support zu bieten. Dies erhöht nicht nur die Kundenzufriedenheit, sondern verbessert auch die Effizienz und Skalierbarkeit des Supportservices.
2. Internes Wissensmanagement
B2B-Organisationen verfügen häufig über große Mengen an internem Wissen und Dokumentation, die verwaltet und den Mitarbeiter:innen zugänglich gemacht werden müssen. ChatGPT kann als intelligente Wissensdatenbank dienen, sodass Mitarbeiter:innen schnell Informationen, Richtlinien oder bewährte Methoden finden können, ohne sich durch umfangreiche Handbücher oder Datenbanken wühlen zu müssen.
Konkretes Beispiel: Beratung
Ein großes Beratungsunternehmen könnte ChatGPT verwenden, um Berater:innen dabei zu helfen, Vorlagen und Berichte zu früheren Projekten oder Compliance-Anforderungen zu finden, wodurch die Produktivität gesteigert und eine gleichbleibende Qualität der Ergebnisse sichergestellt wird.
3. Schulung und Einarbeitung
Die Einarbeitung neuer Mitarbeiter:innen und die Bereitstellung fortlaufender Schulungen können für B2B-Organisationen ressourcenintensiv sein. ChatGPT kann verwendet werden, um interaktive Schulungsmodule zu erstellen, Fragen neuer Mitarbeiter:innen zu beantworten und Unterstützung beim Lernen am Arbeitsplatz zu bieten. Diese personalisierte Schulungserfahrung kann neuen Mitarbeiter:innen helfen, schneller und effektiver auf den neuesten Stand zu kommen.
Konkretes Beispiel: IT-Dienste
Ein IT-Dienstleistungsunternehmen könnte ChatGPT verwenden, um neue Techniker:innen durch ihre anfängliche Schulungsphase zu führen und Echtzeitunterstützung bei der Fehlerbehebung, der Anwendung von Unternehmensrichtlinien und der Verwendung von Tools zu bieten. Das kann zu sachkundigen und kompetenten Teams führen.
Abschließende Gedanken
Die möglichen Anwendungsfälle von künstlicher Intelligenz im Allgemeinen und ChatGPT im Besonderen sind vielfältig und gehen weit über das Marketing hinaus.
In Kombination mit anderen KI-relevanten Systemen, wie beispielsweise Predictive Maintenance, können unentdeckte Wertschöpfungspotenziale erschlossen werden.
Unabhängig davon, ob eine Organisation gerade erst anfängt, über KI nachzudenken oder bereits weiter fortgeschritten ist, sind die Kernfragen für Vorstand und Management dieselben.